Soso, mittlerweile wird also erwartet, dass ich diese Berichte schreibe… ich finds immer wieder interessant, dass ich so wenig Kommentare hier lese und dann erst bei gelegentlichen Gesprächen bei Shows oder Workshops erfahre, dass hier anscheidend doch jemand mitliest… Ich freue mich über Kommentare, wenn ihr es nicht so öffentlich wie hier im Blog mögt, könnt ihr mir gerne eine Email schreiben: Sandra0BellyScience.de
Jetzt aber mal zu gestern abend. Mysteriös als Party mit einem großformatig abgebildeten Trommler angekündigt, war es schließlich eine offene Bühne mit Meister-Schülern von Delanna und bundesweit herangereisten Gästen, anschließend Party mit DJ und Trommler Mohammed Zaki.
Ich hab vorhin blöderweise festgestellt, dass ich mir kein Programm mitgenommen habe… Also mal frei nach Gedächtnis.
Was auffällig war, war der Altersdurchschnitt der Tänzerinnen: fünf Kinder, wenige Erwachsene über 35, meistens um 20-35 Jahre. Kinderbauchtanz ist eine Spezialität von Delanna, sie hat viel Schülerinnen, die Studenten sind, das mag da die Basis für einen im Orientalischen Tanz eher ungewöhnlich niedrigen Altersdurchschnitt gelegt haben. Das hat der tänzerischen Qualität aber keinen Abbruch getan: Interessant, mit welchem Ausdruck und welcher Persönlichkeit getanzt wurde! Junge Frauen bewegen sich anders als ältere Frauen und auch wenn ich mir ab etwa der Hälfte des Programms gewünscht habe, mal wieder eine ältere Frau tanzen zu sehen, so muss ich doch sagen, dass auch die jüngeren verdammt gut und individuell präsent waren – halt mit einem anderen visuellen Geschmack.
Aliah und Erika: WOW! Während Sophie und das Blütenmädchen durch kindliche Niedlichkeit das Publikum in den Zuckerschock trieben, zeigten die beiden hier ein ganz anderes Kaliber. Sie tanzten zweimal, das zweite war eine sehr interessante deutlich erweiterte Version von dieser Choreografie hier – die beiden brachten eine gewaltige frech-selbstbewusste Bühnenpräsenz in den Saal – Wahnsinn!!
Dann fand ich interessant, Tänzerinnen aus Delannas Ensemble Lazurie nun selbstchoreografierte Solos tanzen zu sehen. Zum Teil war der gemeinsame Ursprung zu erkennen, aber die jeweilige Persönlichkeit und Geschmack hat den Auftritten unterschiedliches Aussehen verliehen. Naomi und Kristina – die ich beide sowieso schon sehr gerne tanzen sehe – haben ein lyrisches Duett getanzt, das wunderbar anzuschauen war. Unterschiedliche Persönlichkeiten, die sich in einem Duett harmonisch ergänzten – sehr gelungen! Um bei den Lazuries zu bleiben: Leonie wirkte etwas holperig im Vergleich zu ihren Ensemble-Kolegginnen Naomi, Kristina und Layla – aber das ist auch ein verdammt anspruchsvoller Maßstab. Layla hat wieder mit voller Power, Leidenschaft und Schönheit getanzt, hier zeichnet sich definitiv ein mit voller Macht heranwachsender Star ab!
Ella fällt mir als nächstes ein: WOW! Sie hat mit Federfächern getanzt, dass mir die passenden Worte fehlen. Es war sinnlich, anmutig, niemals überladen, sehr, sehr ästhetisch und gekonnt. Die Posen, das Präsentieren der Federfächer, die Balance von Requisite und Bauchtanz, die wohldosierte Bewegung – ich würd sagen, das war perfekt. Zusammen mit Verazads Federfächertanz, der eine deutlich lasziver-selbstbewusstere Ausstrahlung hatte, ist Ellas Tanz für mich der beste Feder-Auftritt, den ich bisher gesehen habe. Es hat alles gestimmt, es war von vorne bis hinten, von außen bis innen einfach nur stimmig und bezaubernd.
Iba Mahaila zeigte den Fächerschleier, den sie auch im April getanzt hatten – diesmal deutlich schöner anzusehen. Im April waren es 9 zusammengewürfelte Tänzerinnen, da sich die zusammengewachsene Truppe wohl derzeit umbaut – diese tänzerische wie musikalisch-zeitliche Asynchronität war deutlich zu sehen. Jetzt, zu viert, wirkte der Auftritt viel stimmiger, die Fächerschleier haben sowieso genug visuelle Masse auf die Bühne gebracht. Viele schöne Momente, Mareike und Astrid haben mit ihrer Erfahrung und Auftrittsstärke viel dazu beigetragen.
Dann mal zu den Gästen. Aus Hamburg kam Shammadan mit einem peppig-glitzernden Stocktanz: sehr oldschool und mit jede Menge Spaß und Tanzfreude sehr sympathisch! Dann Nastja: Sehr bombastisch-dramatische Musik, viele dazu passende und perfekt präsentierte Hochglanz-Weltstarposen, so viel Haarewerfen dass ich als gesundheitsorientierte Kursleiterin schon kräftig ins Stirnrunzeln kam. Dazwischen… nicht so viel. War es choreografische Absicht, damit sich die Highlight-Momente besser abheben oder war da zu wenig Kraft und Erfahrung, um einen echten bombastischen Weltstar-Auftritt zu 100% füllen zu können?
Jana Sahar und Makani: YESSSSS!! Das zweite Duo an dem Abend, bei dem offensichtlich unterschiedliche Persönlichkeiten einander wunderbar ergänzend äußerst harmonisch miteinander tanzen. Hat mir superviel Spaß gemacht! Jana im Glitzer-Balady-Dress mit Haartuch, die jüngere Partnerin in Jeans-Treggins, selbem Glitzer-BH und offenen Haaren – ein sehr stimmiger visueller Gegensatz. Dazu kam, dass – neben gestischen Schauspielsegmenten – die beiden auch dieselben Bewegungen unterschiedlich ausführten. Jede in ihrer Persönlichkeit aber gemeinsam ein unschlagbar harmonisches Duo. WOW!
Hanan tanzte zwei kurze Stücke hintereinander, zunächst Melaya Lef und dann ein kurzer (viiiieeell zu kurzer) typischer Baladi, der mir sehr, sehr viel Freude bereitet hat – da blühte mein Herz! Mental hab ich Hanan in dem Moment auf die Liste der Tänzerinnen gesetzt, die ich gerne wieder und wieder tanzen sehen würde. Bei dem Melaya hatte ich angesichts Kostüm und Gesichtsausdruck den Eindruck einer verstekcten, unglaublich bissig-zynischen Satire auf das handelsübliche Tanzen von Melaya-Lef-Tänzen. Hanan, wenn du das liest, schreib mir bitte, was da deine Absicht war! Würde mich sehr interessieren.
Irgendwann an dem Abend tanzte Olga Khaleegy: sehr elegant und feminin, dann wieder rauschhaft – machte Lust auf Khaleegy-tanzen!
Dann war da noch ein LED-Isis-Wings-Auftritt zu Anfang. Hm… das Wort underwhelmed trifft es ganz gut. Normalerweise beginnt ein solcher Auftritt mit viel ooohs und aaahs wegen des bezaubernden Requisits. Diesmal irgendwie nicht. War es fehlende Bühnenpräsenz, wurde der Präsentation der Wings nicht genug WOW-Raum gegeben oder war das Licht viel zu hell? Keine Ahnung, ich fands schade.
Mir fällt grad nicht ein, wen ich noch nicht erwähnt habe, gegebenenfalls ergänze ich den Text noch. Also zur Party:
Wenn ich bedenke, dass ich irgendwann gegen Mitternacht aus dem schließenden Haus verscheucht wurde und zwischendurch meine taillenlangen Haare tropfnass geschwitzt hatte, gab es jede Menge „bang for my bucks“. Als eher ruhig-melodieorientierte Tanzende hatte ich nach einiger Zeit etwas Mühe mit dem Trommler-DJ, der die Lautstärke auf 1/3 Lied, 2/3 Trommeln eingestellt hatte. War mir auf die Dauer musikalisch etwas zu einheitlich, war aber definitiv ein Konzept, mit dem die anwesenden 30 Tanzenden gut versorgt waren. Manche tanzten rauschhaft-wild, andere eher zurückhaltend, aber alle nutzten die Gelegenheit sehr ausdauernd. Super Sache! Ich würd mir fürs nächste Jahr eine Wiederholung wünschen, dann hoffentlich mit so viel Besuchern, wie sie verdient hätte.
Bin mal gespannt auf heute Abend!
Du sprichst bei Hanans Tanz von einem ( du benutzt die maskuline Form. Weshalb?) Melaya.
Was meinst du damit? Die Melaya ist oder war ein Kleidungsstück des Alltags, das ab und zu einen Tanz umrahmt, einen besonderen Bezug (z.B. auf Text u.ä.) nimmt. Insofern erschließt sich mir deine Anmerkung nicht.
Ja, du hast recht, ich hab mich da von „zwei Stücke“ verleiten lassen. Ob das gebräuchliche „die“ gramatikalisch richtig ist… das Tuch, der Schleier, das Einwickeln, die Choreografieart… aber es hätte vom Wortgebrauch her schon „die“ sein müssen.
Nun, jetzt muß ich doch nochmal nachlegen. Ich glaube, so ganz hattest du mich nicht verstanden, als ich fragte was du mit „…tanzte Melaya lef“…meintest.
Die Melaya ist ein Kleidungsstück (Einsatz ähnlich dem Schultertuch oder Mantel hier) lef bezeichnet, das das Tuch, also die Melaya „gewickelt“ wird. Wie kann man das tanzen?
In Hanans Tanz war die Melaya als Unterstreichung es Textes im ersten Lied gedacht in dem die Sängerin Dalida ihre Liebe zu Ägypten kundtut.
Was hattest du denn da hinein interpretiert? Du tanzt doch auch, bzw. hast dich in dieser Richtung weiter gebildet?